Seit Jahren tobt sie und wird nicht leiser: Die Diskussionen um die Schornsteinabdeckung. Während Befürworter den effektiven Schutz der Esse durch die Kappe aus Edelstahl und Co. betonen, sehen Gegner in der Napoleonhaube oder Meidinger Scheibe nur reine Geldverschwendung und im schlimmsten Fall eine Gefahr für Gebäude und Passanten durch Rauchumleitung.
Wir schließen uns keiner von beiden Seiten an … und zugleich beiden. Denn wie beim Kochen oder in der Politik, es gibt kein Patentrezept für alle Gegebenheiten. Funktioniert ein Schornstein gut, ist er nicht von Feuchtigkeit oder starken Windeinflüssen bedroht, so ist eine Abdeckung meist nur eine rein optische Maßnahme – und (betrachtet man sich die meisten Schornsteinhauben im Handel) meistens nicht einmal das. Mit 50 bis 200 € schlägt eine Napoleonhaube je nach Material zu buche. Nicht viel aber genug, um das Für & Wider einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Um zu entscheiden, ob dem Kamin eine Abdeckung gut tut, haben wir folgende Überlegungen zusammengetragen.
Leiden Kamin bzw. Kaminzug durch starken Wind- und Wettereinfluss?
Ja, Regenwasser dringt in jeden Kamin ein. Wasser sucht sich seinen Weg naturgemäß nach unten. Edelstahl- oder Schamottschornsteinen schadet der Niederschlag in der Regel nur, wenn er an der Sohle nicht richtig abfließen kann. Ältere gemauerte oder mineralische Schornsteine werden über die Zeit vom Niederschlag in Mitleidenschaft gezogen. Er dringt ins Mauerwerk ein und die im Abgas enthaltenen Säuren beschleunigen die Zersetzung. Schornsteinabdeckungen können helfen ältere Schornsteine zu erhalten. Bei der Montage muss ein Mindestabstand zur Mündung eingehalten werden, um den Schornsteinzug nicht zu beeinträchtigen. Ist dies gewährleistet kann die Haube bis 50% des einfallenden Regens abhalten.
Entscheidend ist letztlich die geografische Lage, die auch innerhalb eines einzelnen Dorfes recht unterschiedlich sein kann. Ist die Gegend regen- und windreich oder eher niederschlagsarm und geschützt gelegen? Wie ist die genaue Wohnlage (geschützes Zentrum, tiefliegender Giebel oder exponierte Lage außerhalb des Besiedlungskerns oder am Berghang)?
Meistens bemerkt der Hausbesitzer den Einfluss starker Winde auf den Kamin durch Windgeräusche oder einen beeinträchtigten Kaminzug. Fallwinde treten in Nachbarschaft von Bergen oder großen Gebäuden auf und können den Schornstein „deckeln“. Eine Abdeckung kann hier gegensteuern und solche nach unten gerichtete Winde ablenken.
Art der Heizanlage ist entscheidend
Moderne Feuerungsanlagen sind effektiver, sparsamer und arbeiten mit niedrigen Ablufttemperaturen als ältere Systeme. In den bei der Verbrennung entstehenden Gasen ist auch Feuchtigkeit enthalten die als Dampf im Schornstein aufsteigt. Bei geringerer Abgastemperatur und älterem Schornstein (mit größem Kaminquerschnitt) kann es sein, dass sich der Taupunkt innerhalb des Rauchfangs befindet. Die Feuchtigkeit setzt sich im Kamin ab. Durchfeuchtung und Versottung sind mögliche Folgen. Eine Kaminabdeckungen hat in diesem Fall den Effekt, dass zusätzliches Wasser von außen abgehalten.
Weitere Entscheidungshilfe bieten folgende Effekte einer Abdeckung:
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Schutz vor eindringenden Fremdkörpern (Laub, nistende Insekten, Vögel, Schnee und Eis)
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Meidinger-Scheiben und Co. können zusätzlichen Unterdruck erzeugen und den Kaminzug stimulieren
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bei glattwandigen Schornsteinen und nicht regelmäßig genutzten Holzkaminen an gemauerten Schornsteinen, die im Wohnraum enden ist es wichtig, der Versottung vorzubeugen bzw. die Scheibe als Regenschutz zu installieren.